privat Swissultra - Tag 1

Gambarogno - Nufenen - Brienz - Kleine Scheidegg

Der erste Tag beginnt mit einem verschlafenen Start, viel Gegenwind und Regen – und endet mit einer langen Nacht, mentalen Herausforderungen und einer weissen Überraschung auf der Kleinen Scheidegg. 

aufgezeichnet am Samstag, 5. September, 21.28 Uhr

 

Der Tag hat heute etwas zu spät begonnen: Dummerweise habe ich den Wecker falsch gestellt. Um fünf vor sechs bin ich dann erwacht – dabei wollte ich eigentlich um sechs Uhr im Wasser sein ... Meine Betreuerin Vanessa stand schon in der Küche und hatte alles vorbereitet. Um fünf nach sechs bin ich dann losgeschwommen. Die Wassertemperatur im Pool war genial! Nur der Beckenrand war etwas rutschig. Manchmal bin ich mit der Hand abgerutscht, und dann stimmte es unten bei den Füssen auch nicht mehr ganz.

 

Mental finde ich die 17 Meter Poollänge okay. Lustigerweise fand ich mich plötzlich an den 21-fach-Ironman zurückversetzt, habe an all die Freunde von damals gedacht, die «Big Eight» vom Gardasee, die den 30-fachen gefinisht haben. Ferenc Szönyi, Greger Sundin, José Manuel Lopez, Steve Harvey, Jozsef Rokob, Wayne Kurz, Jaime Azuaje, Angelo Sorrentino ... 

 

So bin ich hin- und hergeschwommen, bis es plötzlich anfing zu regnen. Meine einzige Sorge galt dem Handy – nicht, dass schon wieder ein iPhone dem Ultratriathlon zum Opfer fällt (das letzte ist 2014 in Mexico unter einen Lastwagen geraten und wollte danach nicht mehr so recht funktionieren). Als meine Betreuerin sagte, ich hätte schon 2.7 Kilometer geschafft, war ich positiv überrascht.

 

Der Regen hielt auch beim Wechsel aufs Velo an. Weil ich nicht genau wusste, was ich anziehen sollte, verloren wir etwas Zeit ... Die Temperatur im Tessin war aber angenehm. So machte ich mich bei leichtem Gegenwind auf Richtung Airolo. Dort ass ich etwas; allerdings nicht so viel, wie ich gedacht beziehungsweise gehofft hatte. Ich war mental etwas angespannt, wusste nicht, was auf mich zukommt und wie streng die Velostrecke für mich sein wird.

 

Der Nufenen ist ein schöner Pass – die Fahrt war sehr ruhig, endlich nicht mehr so viel Verkehr. Und endlich mal Rückenwind. Bis die Steigung dann richtig angefangen hat. Meine Betreuerinnen Vanessa und Larissa haben mich immer auf dem Laufenden gehalten bezüglich Distanz und Wetter. Tatsächlich war es oben auf dem Pass ziemlich frisch – ich zog mich warm an und wollte nur so schnell wie möglich wieder runter ...  

 

Die Abfahrt war gut, aber der Gegenwind so heftig, dass ich das Velo festhalten musste. Ich versuchte den Schwung der Abfahrt nach Ulrichen mitzunehmen, wurde aber durch den Wind ausgebremst. In Richtung Grimsel türmten sich schon dunkle Wolken, es sah nach Regen aus, fast schon nach Schnee. So habe ich mich entschieden, nochmals alle Kleider zu wechseln und mich warm einzupacken. Ich wollte gleich weiterfahren, falls es oben wirklich kalt und gruusig sein solle.

 

So war es denn auch: Auf der Passhöhe angekommen, wollte ich nur kurz eine Kappe anziehen und weiterfahren – der Wind war aber so heftig, dass ich mich an Larissa festklammern musste. Sie wiederum hielt sich an Vanessa fest, die sich am Auto festhielt ... So fuhr ich zitternd, schlotternd, halb blind durch den Nebel nach Meiringen; den Betreuerinnen im Auto ging es nicht viel besser. Eigentlich hatte ich gehofft, auf der langen Abfahrt nach Meiringen könne ich mich ein bisschen erholen ...

 

Mein Magen wollte dann auch nicht mehr so mitmachen. Die Beine fühlen sich nach dem Wechsel auf die Laufstrecke aber gar nicht so schlecht an. Die Luft ist etwas kalt zum Atmen; ich hoffe, dass ich nicht krank werde. Ich muss sicher vorsichtig sein. Kurz nach Brienz schickte mir mein Betreuer Jeff eine SMS von der kleinen Scheidegg – dort schneit es ...

 

In Bönigen, am anderen Ende des Brienzersees, ass ich nochmals und zog frische Kleidung an. Danach geht es hoch nach Lauterbrunnen und anschliessend die letzten Kilometer spazierend auf den Berg. Ich überlege mir, ob ich oben auf der Kleinen Scheidegg gleich wieder umdrehen soll – vielleicht duschen, etwas essen, ein kurzer Power-Nap, und dann wieder hinunter nach Brienz. Ich stelle mich mental auf jeden Fall auf eine lange Nacht ein. 

Kommentare: 1
  • #1

    Sämi (Sonntag, 06 September 2015 21:04)

    Go powerman Dani - go!!! Weiterhin viel Erfolg, Kraft und Ausdauer!!! Drück Dir die Daumen!!!!

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