privat Swissultra - Tag 2

Kleine Scheidegg - Brienz - Gotthard - Bellinzona

aufgezeichnet um 22.59 Uhr

 

Der heutige Tag war gezeichnet vom Kampf mit Wind, Kälte und Magen - und fand deshalb ein etwas früheres Ende. 

 

Es war eine kurze Nacht auf der kleinen Scheidegg; rund zweieinhalb Stunden konnte ich schlafen. Dafür sind wir diesmal pünktlich aufgestanden. Mein Betreuer Jeff hatte das Frühstück schon vorbereitet. Der Magen machte mir immer noch Probleme, deshalb konnte ich leider nicht viel essen. Ein bisschen Maissuppe musste vorerst reichen. 

 

Um 6.05 Uhr begab ich mich auf die Laufstrecke den Berg hinunter. Es lief relativ gut; abgesehen von der Kälte - in der Nacht hatte es ja geschneit. Ich versuchte, es locker anzugehen, merkte aber beim runterlaufen den eh schon kaputten linken Zeh. Bei den steilen Passagen musste ich deshalb gehen. 

 

Der Magen spinnt sowieso schon die längste Zeit. Wir haben dann von kalten auf warme Getränke umgestellt - was nicht ganz einfach ist, denn bei dieser Aussentemperatur kühlt im Bidon innert kürzester Zeit alles wieder ab ... 

 

Mit dem Laufen bin ich aber soweit zufrieden; ich konnte die Pace vom Vortag ungefähr halten. Um 11.30 Uhr erreichte ich Brienz und legte mich erst mal für zehn Minuten hin. 

 

Auf der Velostrecke war ich mir nicht ganz schlüssig, welchen Weg ich wählen sollte. Den gleichen wie gestern oder über den Gotthard? Das Wetter spielte nicht ganz mit, es war saukalt. Den Grimsel hinauf half mir der Rückenwind ein bisschen. Die Kälte wurde aber zunehmend zum Problem: Auf der Passhöhe war dichter Nebel, und es blies ein eisiger Wind. Immer wieder musste ich auf der Radstrecke anhalten, um zu essen, warme Getränke nachzufüllen und Kleider zu wechseln. Das frisst Zeit - was wiederum auf Kosten der Regeneration geht. 

 

Ich habe mich dann entschieden, via Furka - Gotthard weiterzufahren. Das sind in etwa gleich viele Höhenmeter wie über den Nufenen, aber für mich ist es mental einfacher, eine kürzere Strecke zu fahren. Auf der Rückseite des Furka sind wir ein bisschen überrascht worden vom Wetter, da war ein richtiger Kältesee. Dick eingepackt in fünf Jacken bin ich auf die Abfahrt, schlotternd und rudernd im Gegenwind. Eigentlich bräuchte ich die Abfahrten als Erholung - was die Pässe gestern boten, war aber alles andere als das! 

 

Mit letzter Kraft konnte ich dann den Gotthard überwinden. Auch diese Abfahrt war böig und schwierig zu fahren, man muss sich extrem konzentrieren. In Bellinzona haben wir dann das Velo ins Auto verladen und sind zusammen nach Gambarogno gefahren. Ich schlotterte im Auto, war müde, hatte Bauchweh. Es war 22.59 Uhr und wenn ich heute keinen Schlaf kriege, ist das Projekt in Gefahr. Das Schwimmen liessen wir deshalb ausfallen.

 

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