Kleine Scheidegg - Brienz - Grimsel
aufgezeichnet um 14.20 Uhr in Guttannen
Ich bin zufrieden mit meiner Leistung gestern. Ich hatte einen guten Tag. Die Stimmung im Team ist auch super! Schade ist, dass wir heute ein bisschen verregnet werden auf der Velostrecke. Das Wetter ist sehr wechselhaft.
Das Runterspringen am Morgen früh von der Kleinen Scheidegg wird langsam zur Knacknuss. Das hinterlässt Spuren. Die Beine schmerzen schon ein bisschen ... Ich bin die Laufstrecke deshalb bewusst angegangen, um den Muskel nicht zu fest zu belasten. Die steilen Passagen bin ich spaziert. Und habe die sensationelle Aussicht genossen!
In Lauterbrunnen liefen bereits die ersten Vorbereitungen für den Jungfrau-Marathon am Samstag. Helfer stellten Lautsprecher auf, auch die Toitoi-Häuschen standen schon. Das zu sehen hat mich mental gefestigt. Ich habe den Jungfrau-Marathon schon lange in mein mentales Programm integriert und freue mich darauf. Diesen Tag möchte ich gerne erleben, das ist mir sehr wichtig.
Nach dem Mittagessen in Brienz hat mich meine Frau Katrin mit dem Velo bis Meiringen begleitet. Endlich hatten wir mal ein bisschen Zeit für uns, die wir genossen haben. Als ich dann die erste Steigung in Angriff nahm, begann es zu regnen - das hiess für mich: anhalten, umziehen, Füsse in die Plastiksäcke. Kaum war ich in Regen-Vollmontur wieder auf dem Velo, kam wieder die Sonne ...
Teil 2, aufgezeichnet in Gambarogno um 22.11 Uhr
Ich hatte das Gefühl, ich sei gut gefahren und schneller auf dem Grimselpass gewesen als die letzten Male. Mit einem Blick auf die Statistik trübten die Betreuerinnen meine Illusion jedoch schnell wieder ...
Dann kam der Regen zurück, und mit ihm die nächste Krise. Auf dem Pass haben wir dann diskutiert und schliesslich entschieden, das Velo ins Auto zu packen und zurück ins Tessin zu fahren. Bei starkem Regen, Wind und Kälte macht es keinen Sinn, die Abfahrt zu machen. Dann gehe ich lieber heute Abend schwimmen und danach früh ins Bett, damit ich morgen wieder fit bin. Ich möchte nicht mehr mit zwei Stunden Schlaf auskommen, das kann ich auch nicht mehr. Dafür bin ich schon zu lange unterwegs.
Das Schwimmen heute Abend lief gut: Mit 1.08 Stunden war es glaub ich sogar eine persönliche Bestzeit in diesem Projekt. Seit wir kapiert haben, das der Pool nachts abgedeckt werden muss, ist auch das Wasser wärmer ... Langsam sieht man mir die Strapazen wohl an (das sagen zumindest die Betreuerinnen), aber ich bin bis jetzt zufrieden mit meiner Leistung. Ich bin gesund, es ist noch kein Unfall passiert, und so möchte ich es weiter durchziehen. Auch wenn ich mal auf einen Teil der Velostrecke oder aufs Schwimmen verzichten muss - für mich stimmt's so. Zeitlich liegt einfach nicht alles drin. Die Erholung ist wichtiger.
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Interview von Dani mit Betreuerin Larissa
Larissa, jetzt wo wir wissen, wie's geht - sollen wir noch eine Woche dranhängen?
Ja wenn du noch Energie hast ... (lacht). Man vergisst mit der Zeit, was wir hier alles leisten und denkt, es läuft ja alles gut. Heute ist aber schon der sechste Tag! Wenn mal die Sonne scheint, hat man das Gefühl, jetzt kann eh nichts schief gehen. Dann schläft man mal vier statt nur zwei Stunden und denkt, das geht ja auch. Aber die Summe der Leistung, die blendet man aus. Das unterschätzt man.
Was hat dich in den letzten sechs Tagen am meisten beeindruckt?
Wie dass sich jemand - auch wenn der Körper längst kaputt ist - mental immer wieder motivieren kann. Mit ganz kleinen Sachen. Irgendwie schaffst du es ja doch immer wieder weiter!
Was nimmst du von diesem Projekt an Erfahrungen mit?
Ich mache ja selbst auch Sport, aber ich war wahrscheinlich noch nie so kaputt, wie du jetzt bist! Du musst mir noch ein paar Tricks verraten, wie man mit einer solchen Belastung umgeht. Falls ich mal an die Grenze komme ...