Gambarogno - Nufenen - Grimsel / Brienz - Kleine Scheidegg
Die Wetterprognosen waren nicht so gut für heute - aber man soll ja positiv denken ... den Regen hat das leider wenig beeindruckt. Und kurz vor der Passhöhe Grimsel wurde ich ausgebremst.
Als wir am Morgen die Fensterläden öffneten, tröpfelte es schon leicht. Ich entschied mich vorsorglich für Regenkleidung und wickelte meine Füsse in Plastiksäcke, bevor ich die Veloschuhe anzog. Die ersten dreissig Kilometer brauchte ich, um warm zu werden. Am Anfang hatte ich noch ein etwas flaues Gefühl im Körper, er möchte nicht mehr so richtig arbeiten. Auch mental ist es eine Challenge, mich vom warmen Bett zu verabschieden und in den Regen hinaus zu fahren, anstatt in Ruhe zu frühstücken.
Ein letztes Mal packen wir's noch!, sagt ich mir. Auch wenn das Wetter ziemlich deprimierend war - hinten Wolken, vorne Wolken; die Stimmung düster und dunkel. In Biasca ass ich zuerst ein paar Löffel Nudeln, als ich sah, dass Larissa noch einen Rest Lasagne von gestern mitgenommen hatte. Da habe ich mich genüsslich drauf gestürzt!
Auf einmal lief es wieder besser, der Körper wollte wieder arbeiten. Ein bisschen Unterstützung hatte ich auch durch den Rückenwind. Allerdings wurde der Regen auf dem Weg Richtung Airolo immer stärker ... Pflotschnass rettete ich mich in Airolo in einen Unterstand für einen Kleiderwechsel. Richtung Nufenen sah das Wetter leider nicht besser aus.
Regen überall - und das am zweitletzten Tag! Es könnte doch so einfach sein bei schönem Wetter! Aber nein - dick eingepackt pedalte ich Richtung Nufenen. Die Kleider hingen tonnenschwer am Körper, der Wind blies mir eiskalt ins Gesicht. Verpflegt habe ich mich nur noch während dem Fahren, damit ich nicht anhalten muss und anfange zu frieren.
Oben auf dem Nufenen ging es mir wieder etwas besser; das Stück Schokolade vorhin hat Wunder gewirkt. Ich habe die Handschuhe gewechselt und bin dann auf die Abfahrt. Es war schon kalt, aber erträglich. Nur die Wolkenwand war extrem düster!
Topmotiviert pedalte ich im Gegenwind nach Ulrichen. Dann plötzlich - im Anstieg Grimsel - ging mir die Luft aus. Respektive meinem Hinterrad. Platten. Sieben Kilometer wären's noch gewesen bis auf die Passhöhe! Und ausgerechnet heute haben wir die Ersatzräder im Tessin gelassen, weil wir im Auto Platz brauchen für das Gepäck von der Wohnung in Brienz. Niemand hatte so richtig Lust, den Platten im strömenden Regen zu flicken, und ich war pflotschnass und fror ...
So verluden wir kurzerhand das Velo ins Auto verladen und sind nach Brienz gefahren. Kurz vor 17 Uhr lief ich los, das letzte Mal auf die Scheidegg. Das Wetter foppte mich: strahlender Sonnenschein! Ich freue mich auf den letzten Anstieg; oben wird mich Jeff erwarten.
Aus zeitlichen und gesundheitlichen Gründen habe ich mich entschieden, morgen in Brienz das Projekt zu beenden. Wir müssen beide Ferienwohnungen abgeben, in Brienz und im Tessin, haben viel Gepäck, die Betreuerinnen sind auch müde. Da möchte ich keinen Egotrip durchziehen und bis spätnachts noch velofahren. Mein Bewegungsdrang ist gestillt!
Der Blog ist damit auch beendet - der letzte Tag gehört mir und meinen Betreuern, privat. Ich bin dankbar dafür, dass alles gut gelaufen ist und nicht passiert ist. Die Erinnerungen werde noch lange nachwirken!